Am vergangenen Wochenende fand der Kick off von „Coding da Vinci 2017“ an der HTW Berlin statt. Am Start waren 19 Kulturinstitutionen – die sog. GLAM (Galleries, Libraries, Archives, Museums) mit 31 Datensätzen unter einer freien Lizenz (Creative Commons Lizenz). Mehr als hundert teilnehmende EntwicklerInnen, WebdesignerInnen und kulturbegeisterte Menschen waren ebenfalls an die HTW gekommen, um diese Kulturdaten in neuen Anwendungen digital lebendig werden zu lassen. Denn die Idee hinter Coding da Vinci ist es auch, Kultur- und Entwicklercommunity über dieses Kreativ-Event zusammenzubringen und zu zeigen, welche spannenden Anwendungen gemeinsam aus digitalen Kulturdaten entstehen können.
Dies hat in der Vergangenheit bereits wunderbar geklappt: Seit 2014 haben ca. 90 Kulturinstitutionen sich an dem Hackerwettbewerb mit über 1 Mio Daten beteiligt. 54 Projekte wurden bis 2017 von den teilnehmenden Entwicklerteams prototypisch umgesetzt. Ein toller Erfolg! Und der soll im kommenden Jahr in die Breite getragen werden, so die VeranstalterInnen zum Auftakt. Coding da Vinci geht in die Region! So das Motto, nach dem sich inzwischen neue Veranstalterteams in Leipzig, München, Hamburg und im Rhein-Main-Gebiet zusammengefunden haben, die 2018 „ihren“ Hackathon mit einem Datenschwerpunkt auf der Region ausrichten wollen. Aber zunächst zurück nach Berlin.
Die datengebenden Kulturinstitutionen schossen während ihrer „Minute Madness“-Präsentationen ein Feuerwerk an Daten ab.
Angefangen bei den Nachschriften zu Alexander von Humboldts Kosmos-Vorträgen (1827/28) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, über Berliner Stadtansichten des frühen 20. Jahrhunderts der Berlinischen Galerie und des Stadtmuseums Berlin, bis zu den Werken der Kreuzberger Künstler-Bohème des FHXB Museums. Die weltweit größte historischen Fahrkartensammlung des Deutschen Technikmuseums Berlin wurde präsentiert, getrocknete Pflanzenbelege des Botanischen Gartens Botanisches Museum Berlin, digitale Tierstimmen und Insektensammlungen des Museums für Naturkunde, die Schülerkartei der Reichsvereinigung der Juden des International Tracing Service (ITS) Arolsen, die Programmdaten des Konzerthauses Berlin von 2008 bis 2018 und die historischen Adressbücher der ZLB – um nur einige zu nennen. (Am besten schaut man sich alle 31 Datensätze 2017 auf der Coding da Vinci Webseite an.) Genauso spannend wie die Daten selbst sind natürlich die auf den Daten basierenden Ideen, die nur wenige Stunden später von den TeilnehmerInnen gepitched werden. 25 Projektideen, wie man die vorgestellten Kulturdaten in neue Kontexte stellen und sie damit attraktiver, findbarer und damit besser zugänglich machen kann, wurden vorgestellt.
Der Datensatz der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) wurde in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt auf dem “Jüdischen Adressbuch Groß-Berlin (1931)” vorgestellt. Eine perfekte Ergänzung zu den Daten des ITS Arolsen.
Beim diesjährigen Hackathon gibt es nun TeilnehmerInnen, die genau mit dieser Datenkombination arbeiten wollen. Unter dem Titel „Visualisierung Jüdischen Lebens“ sollen die Spuren des jüdischen Lebens auf einer Berlinkarte visualisiert werden.
Ein weiterer sehr schöner Effekt des Kulturhackathons: Einige Berliner GLAM bekommen ihre Daten „verbessert“ zurück – in diesem Fall angereichert mit Georeferenzen. Der Entwickler Thomas Tursics plant, alle Berliner Datensätze ohne Geolokalisierungen um genau diese zu ergänzen.
Das Projekt „Gimmeh Data“ wiederum will die bisherigen CdV-Datensätze für Wikidata aufbereiten. Zukünftige DatengeberInnen sollen ihre daten künftig leichter mit wesentlichen Metadaten für Coding Da Vinci bereitstellen können.
Alle Projekte lassen sich auf dem Hackdash von Coding da Vinci nachlesen und auch verfolgen: https://hackdash.org/dashboards/cdvb17
Wie geht es nun weiter?
Alle News zu Coding da Vinci gibt auf dem CdV-Blog oder via twitter – stay tuned!
Coding da Vinci – Der Kultur-Hackathon ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB), der Open Knowledge Foundation Germany e. V. (OKF DE), der Servicestelle Digitalisierung Berlin (digiS) und Wikimedia Deutschland e. V. (WMDE) und ein offizieller Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 in Deutschland des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK).